Ramadan Mitteilung des Präsidenten des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten

Ramadan Mitteilung des Präsidenten des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten

 

Im Namen Allahs, der Erbarmer der Barmherzigen
Wir erleben noch einmal die Freude, die Begeisterung und die Hoffnung des Treffens mit dem Monat Ramadan. Unermessliches Lob sei an Allah, der die Zeit geschafft und gesegnet hat und uns zum gesegneten Monat erreicht hat. Friede sei mit dem geliebten Propheten Muhammed, den wir begrüßen, sagte; „Ihr habt zum gesegneten Monat Ramadan erreicht. In diesem Monat hat Allah euch den Fasten vorgeschrieben. In diesem Monat werden die Türe des Paradieses geöffnet und die Türe der Hölle geschlossen.“ (Nisai-Siyam, 5). Ramadan deklariert den Monat des Segens und ist der Gnade für die gesamte Menschheit, der mit der Barmherzigkeit durchgeknetete Gerechtigkeit des Islam und seine mit der Weisheit verkörperte Ethik. Ramadan ist der Monat des Vergebens, der Ergebenheit, der Frömmigkeit und der Annäherung an Allah. Ramadan ist eine Saison der Annäherung an Allah(cc). Der Ramadan ist ein Monat, der die profanen Leidenschaften einschränkt, und in dem sich die Gläubigen zuerst geistlich bereinigen und dann soziales Solidaritätsbewusstsein entwickeln.

Der Monat Ramadan veranlasst uns für einen Moment mitten in den Sorgen der Welt Halt zu machen, uns zu rütteln und über unsere Getriebenheit, über unseren alltäglichen Stress nachzudenken, uns selbst und auch ‎unsere Umgebung wahrzunehmen. Er fragt „Wo geht ihr hin?!“ In welchem Zustand seid ihr? Wohin des Weges? Damit wir uns wieder sammeln und die Richtung finden, bringt uns der Ramadan ‎eine neue Seele, ein neues Leben und gibt uns neuen Atem. Ramadan verwandelt die Welt in ein Gebetshaus bzw. in ein Heiligtum, wird zur Schule, die unser Bewusstsein erzieht. Aus diesem Grund ‎der Ramadan ein Anrechnungsmonat ist, auf den die Muslime mit Sehnsucht gewartet haben, in tiefem Nachsinnen innehalten und sich selber gegenüberstehen, ihre Haltung und ihre Gewohnheiten gegenüber das Leben und dem Universum ‎hinterfragen.
Zivilisation des Islam wurde auf dem Konzept der guten und schönen Netzwerk-Beziehungen aufgebaut. Diese Beziehungen werden von unserer geliebten Prophet (friede sei mit Ihm) Stich für Stich selbst gewebt. Der Monatsramadan erinnert uns an das Gute, die Schöne und die Werte, die wir vergessen oder vernachlässigt haben. Durch die Sunna des Propheten (friede sei mit Ihm) wird das Monat gekrönt. Dieser geehrte Monat ist ein Monat, in welcher wir die Erfahrung des Gottesdienstes erleben und uns manchmal beim Niederwerfen des Tarawihgebets, manchmal bei der Rezitation des Korans und manchmal beim gesegneten Sahur-Essen treffen. Dieser gesegnete Monat ist eine Gelegenheit um auf schlechte Gewohnheiten zu verzichten. Und diese Tage sind eine Gelegenheit um weise Blätter aufzuschlagen im Namen Wohltat, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, somit verbessern wir am besten unser Benehmen.

Die heilende Hand des Monats hüllt unsere Wunde ein, und heilt unser Schmerz und Leiden. Dieser Monat ist die Zeit um die Leiden des Herzens durch die Zärtlichkeit, der Liebe, der Sorge und der Gnade zu beseitigen. Ramazan ist eine Gelegenheit um die Brüderlichkeit zu verstärken. Ramazan ist eine göttliche Chance für die Muslime um den Respekt, die Verzeihung, das Frieden und die Liebe in der Gesellschaft wieder aufzubauen.

Wenn wir den Monat Herzlich Willkommen begegnen, sollen wir seine positive Wirkung auf uns ausüben, somit sollen wir uns selbst finden und wir erlauben Ihn, dass er uns unsere Werte wieder erinnern lässt. Ramazan braucht weder Werbung noch Reklamieren oder ähnliche Zeremonien und Ritualen in den Nächte, aber wir brauchen seine Gelassenheit, Ruhe und Moral um unsere geistliche Situation zu vervollkommnen… In diesem Fall sollten wir Ihn nicht durch Verschwendung verändern, sondern Ihm erlauben, dass er uns verändert. Dann breiten wir diese positive, geistliche und moralische Veränderung auf dem ganzen Jahr aus.

Ramadan ist ein Monat, der die Karawanen – die auf dem Weg sind – von Güte und Gefälligkeit sind. Der Monat erinnert uns im weiteren Sinne, daran dass die Wohltat keine Grenze hat bzw. nicht eingeschränkt oder abgeschätzt wird. Wohltat muss jedem ohne Grenze ausgeübt werden; nämlich für sich selbst und dem Herrn, für die Religion, für die Familie, für den Verwanden, für den Bedürftigen, für den Armen, für den Alleine, für die Flüchtlinge, für den Heimatlosen, für die Waisenkinder, für den Obdachlosen, für den Senioren und Älteren, für den Einsamen, für den Witwen, für den Almosenempfänger; kurz gesagt wird die Wohltat für jeden ausgeübt, wie Menschen, Geschöpfe und Umwelt. Eine Beteiligung an dieser Karawane bedeutet; dass wir mit jedem Gläubigen, den wir als Glaubensbruder umarmen, unseren Bissen teilen, dass wir die Bedürfnisse der Nachbarn erkennen, dass wir auf der ganzen Welt Handreichung ausstrecken, auch wenn sie ganz weit weg sind, dass wir nicht satt schlafen wenn die Einigen hungrig sind; um für die Frieden und die Gelassenheit der Menschheit und ihre Gemeinsamkeit und Wohlstand zu sorgen, sollten wir unser Bestes geben.

Um einen hochwürdigen Wert aufzudecken und in diesem Kontext ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen versucht unsere Präsidentschaft jedes Jahr im Monat Ramadan Aufmerksamkeit zu erregen. Das heurige Thema ist die Gemeinsamkeit der Gefühle und das Mitleid, das nicht nur unser Land, sondern die ganze Welt braucht. Das Motto im Monat Ramadan des Jahres 2016 ist “Gelin Gönüller Yapalim“, „Kommt zur Gemeinsamkeit der Gefühle“, Kommt! Heilen wir zusammen die Wunden!“ in diesem Ramadan und in jeder Zeit. Damit gewinnen wir die Aufmerksamkeit der Menschheit und wir bieten ihrem Bewusstsein fünf Leitmotive.

• Kommt, lasst Herzen, die bei uns Schutz suchen, wieder aufleben

Unser Land, das verdient zu Recht als die Heimat für Zuflucht gelobt zu werden, begrüßt gemeinsam mit seinen Flüchtlingsgästen das Fastenmonat Ramadan. Seit anno dazumal wir die gleiche Geschichte, Kultur, Geographie und Werte mit den knapp zweieinhalb Millionen syrischen Flüchtlingen teilen, werden mit uns gemeinsam die Gesinnung für das Fasten verinnerlichen und dem Gebetshaus zulaufen. Jetzt, wo Allah uns doch mit dem Fers 10 “Die Gläubigen sind ja Bürder.” verkündet hat (Hucurat, 10), ist es gerade richtig an der Zeit, beschützende Weggefährten für unsere Ankömmlinge zu werden. Der Ramadan ist die Zeit dafür, sowohl Hand in Hand die materiellen Bedürfnisse unserer geflüchteten Geschwister zu stillen, wie auch mit Herz an Herz den geistigen Bedürfnissen zuzulaufen. So, wie unser geliebter Prophet es anordnete “Das Gleichnis der Gläubigen in ihrer gegenseitigen Freundschaft und Barmherzigkeit sowie ihrem Mitgefühl füreinander ist, wie der Körper eines Menschen!” (Müslim, Birr, 66), so ist es an der Zeit ein Herz, ein Körper, eine Gemeinschaft zu werden. Öffnen wir die Pforten unserer Herzen gegenüber den hilflosen Gästen Allah’s. Lassen wir nicht zu, dass böse Gefühle, schlechte Absichten und Zwietracht uns voneinander trennen. Bemühen wir uns dafür, dass der Ramadan unser Band für Geschwisterlichkeit zueinander stärkt.

• Kommt, lasst uns Balsam für Herzen der Kleinsten werden

Wie schmerzhaft es doch ist, dass wir gerade eine Phase durchleben, wo die Menschlichkeit ihr Gewissen verliert, die Adern der Barmherzigkeit versiegen, und die Herzen verhärten. In den letzten 30 Jahren wurden in der islamischen Geographie 11 Millionen Muslime getötet, und 150 Millionen Kinder zu Waisen geworden. Es ist nicht möglich, während der Aufschrei der Waisen die ganze Welt einschließt und umfasst, sich aufs Ohr zu legen und ruhigen Gewissens einzuschlafen. Alleinig mit der Eröffnung von Waisenhäusern und mit der Gewährleistung diverser materieller Versorgung, kann dabei nicht die Rede sein, dass damit der Verantwortung nachgegangen worden ist, sich den Waisen gewidmet zu haben. Ganz im Gegenteil, als eine Gemeinschaft eines Waisen Propheten, ist unsere Aufgabe, unserer Kinder in ihren verletzten Seelen zu berühren. Lassen wir sie im Ramadan nicht alleine, wo jedes der Waisenkinder ein Schlüssel zum Paradies ist. Umarmen wir sie mit Barmherzigkeit und widmen ihnen Anerkennung. Lasst uns Allah’s Propheten folgen, der mit zwei Fingern die frohe Botschaft deutete und mit den Worten “Ich und diejenigen, die die Waisen unter ihren Schutz nehmen, werden (gemeinsam) im Paradies sein.” (Buhârî, Talak, 25) deutete.

• Kommt, lasst uns Menschen großen Herzens Respekt zollen

Die letzten Momente der Zeit, der Herbst des Lebens, ist die Zeit, wo das Alter betroffene und schwache Menschen noch bedürftiger für Aufmerksamkeit und Pflege machen. In der Tat, sich derjenige, der sich um Alte kümmert, eine Wohltat für sich tut. Wer mit viel Liebe und Barmherzigkeit die Herzen der Alten erobert, eigentlich sein eigene Herzenswelt belebt. Und schon gar, wenn diese alten Menschen, welche sehnsüchtigst uns entgegensehen, unsere eigenen Väter und Mütter sind, dann werden Achtung und Respekt unermässlich lobgepriesen. Erinnern wir uns im Ramadan an die Worte unseres geliebten Propheten, als er empfahl “Jeder junge Mensch, der dem nächsten aufgrund seines Alters behilflich ist, so wird Allah für jene Zeit jemanden bestellen, der dann auch ihm im Alter behilflich ist.” (Tirmizî, Birr ve sıla, 75. Lasst uns Hoffnung, Vertrauen und Gnade für diejenigen sein, die unter der Last der Jahre gealtert sind.

• Kommt, heben wir die Barrieren im Herzen auf

Die Erschaffung des Menschen als das ehrenvollste unter den Erschaffenen, birgt in sich einen tiefen Sinn. Dieser Sinn ist die Ergebenheit, die Prüfung mit der Ergebenheit. Das Leben jedes einzelnen, ist voll von Stufen der Prüfung, auch wenn diese sich in unterschiedlichen Formen zeigen. So wie die Armut eine hat, hat auch der Reichtum eine Prüfung. Allah der Erhabene, prüft manchmal mit dem, was er gibt, und manchmal mit dem, was er verwehrt. Unsere Geschwister mit Behinderungen werden vom Herrn mit dem Verwehrten geprüft. Begegnen wir in der Himmelszeit des Ramadan auf unsere Geschwister, wo deren Behinderung keine Barriere zur Erreichung Allah’s Anerkennung, der Behaglichkeit und der Vollkommenheit darstellt. Teilen wir unsere körperliche und emotionale Unterstützung, unsere Liebe und Freundlichkeit, unsere Bewirtung und unsere Gebete mit ihnen. Handeln wir entsprechend dem Rat des Propheten, der gebot “Den Blinden ein Wegweiser zu werden, den Tauben und Stummen so zu vermitteln, dass sie es verstehen, den Bedürftigen den Weg zur Hilfe zu zeigen, um sich für Heilmittel für Heimgesuchte zu sorgen, den Schwachen unter die Arme zu greifen, denen, die sich schwer tun sich zu artikulieren in der Ausführung ihrer Vorhaben zu helfen, sind Almosen” (İbn Hanbel, V, 152).

• Kommt, schließen wir Herzensbünde

So wie wir in der moralischen Atmosphäre des Ramadan wissen, die Flüchtlinge, die Waisen, die Alten, die Menschen mit Behinderung uns in Erinnerung zu rufen, so lasst uns auch nicht auf andere Bedürftige der Gesellschaft vergessen. Halten wir es stets lebendig Herzensbünde schließen zu wollen. Erinnern wir uns an all unsere Geschwister, die zu 24 Tausenden in Altersheimen wohnen, an die waisen Straßenkinder unserer Gesellschaft, an die ehr- und würdevollen Bedürftigen, welche ihr Leben bestreiten, ohne auf ihre Armut zu zeigen, an die hinterbliebenen Frauen und Kinder unserer heiligen Märtyrer, die ihr Leben für unser Vaterland ließen; erinnern wir uns an all die Geschwister, die wegen dem Terror ihre Häuser, ihre Heimat ihre Arbeit verlassen mussten und sowohl materiell als auch seelisch geschädigt wurden. Versetzen wir uns in ihre Lage und lassen nicht zu, dass sie weinender Augen und gesenkten Hauptes verweilen. Kommt, lasst uns Herzensbünde schließen und dem Fasten die Kraft verleihen! Kommt, lasst uns das Fasten nicht so brechen, in dem wir Herzen brechen, verletzen wir unser Fasten nicht! Verbringen wir solch derart ein Ramadan, wo wir mit unseren Familien, Verwandten, Nachbarn, muslimischen Geschwistern eine große seelische Wirkung auf das ganze Jahr bewirken können, so dass niemand eines verletzten Herzens leiden muss. Unsere Iftar-Mähler unsere Tafeln mit den Opfern und Unterdrückten gemeinsam eine Freude bereitet. Allah solle jeden einzelnen von uns mit der Reife und der Tugend, mit der Gnade und Segen in des Monats Ramadan erleuchten!

Prof. Dr. Mehmet GÖRMEZ

Präsident der Präsidium
Religiöse Angelegenheiten

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