19.September.2016
Ibrahim Olgun präsentiert sich als neuer Präsident der IGGÖ und stellt seine Pläne vor
Montag, 19. September 2016, 10.00 Uhr, Festsaal der IFS, Neustiftgasse 117, 1070 Wien
Am Podium:
Ibrahim Olgun – Präsident der IGGÖ
Esad Memic – Vizepräsident
Mouddar Khouja – Stellvertretender Generalsekretär
Moderation:
Carla Amina Baghajati, Mitglied des Obersten Rats
Die Islamische Glaubensgemeinschaft sieht sich und das Amt von Präsident Olgun nach der Bestätigung der Wahl durch das BKA gestärkt. Damit kann eine Neuausrichtung der IGGÖ vorgenommen werden, die gleichzeitig auf der bewährten Linie der IGGÖ als österreichischer Institution aufbaut. Gerade in Zeiten, wo der Islam täglich Gegenstand öffentlicher Diskussionen ist, kann eine starke und transparente Religionsvertretung zeigen, dass Musliminnen und Muslime in der Mitte der Gesellschaft stehen. Eine solche religiöse Vertretung will alle ansprechen, unabhängig vom ethnischen Hintergrund oder der Zugehörigkeit zu einem Moscheeverein oder einer Kultusgemeinde, ob mehr oder weniger praktizierend. Frauen sollen eine Stärkung erfahren und ermutigt werden, sichtbarer in der muslimischen Gemeindearbeit aufzutreten. Es ist vereinbar sich in der eigenen Identität als gleichzeitig muslimisch und österreichisch/europäisch zu begreifen und selbstverständlich zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und Menschenrechten zu stehen und diese Werte zu leben.
Präsident Olgun strebt eine Professionalisierung der Arbeit in der IGGÖ an. Zunächst wird er sich vor allem auf folgende Bereiche konzentrieren, die auch miteinander in Verbindung stehen:
Bildung:
Der Religionsunterricht ist eine Säule in der Bildungsarbeit mit 71.317 Schüler/innen, die bundesweit den Unterricht im vergangenen Schuljahr besuchten und dabei von 592 Lehrer/innen unterrichtet wurden. Für heuer erwarten wir eine weitere Steigerung dieser Zahlen. Rund 300 mündliche Reifeprüfungen wurden allein in Wien zuletzt abgehalten und zeigten die Kompetenz der Maturierenden nicht nur Wissen wiederzugeben, sondern dieses auf andere Gebiete zu übertragen und mögliche Lösungen für Problemstellungen zu analysieren und reflektieren. Eine weitere Qualitätssteigerung soll stattfinden. Schüler/innen erwarten sich zu Recht einen Unterricht, der bei ihrer Lebenswirklichkeit ansetzt und sie zu mündigen eigenen Entscheidungen befähigt.
Die bewährte Einrichtung für die Ausbildung islamischer Religionslehrer/innen IRPA kooperiert ab diesem Studienjahr mit der KPH Wien-Krems – ein Modell für die interreligiöse Zusammenarbeit. Angeschlossen an die KPH wurde im Zuge der Kooperation auch die Lehrer/innenfortbildung. An der Universität Wien laufen die Vorbereitungen für die Einrichtung einer islamischen theologischen Fakultät.
Ausbau der Kooperation mit staatlichen Einrichtungen:
Zu vielen Ministerien und Einrichtungen pflegt die IGGÖ traditionell gute Kontakte. Hier wird die verstärkte Zusammenarbeit gesucht, gerade in der Bewältigung aktueller Herausforderungen wie der Integration von Flüchtlingen oder der Präventionsarbeit gegen Extremismus.
Wertevermittlung:
Zum Selbstverständnis des Islams gehört eine starke Akzentuierung auf eine gute Lebensführung, die empathisch ist für andere und bereit mit guten Werken für das Allgemeinwohl zu wirken. Gottesdienst ist immer auch Menschendienst. Diese Aspekte sollen nach innen wie nach außen stärker herausgearbeitet werden. Auch wenn der Lebensstil sich mitunter unterscheiden mag, können wir im Gemeinsamen der Werte das Verbindende stärker bewusst machen.
Humanitäre Projekte und Ausbau der Seelsorge:
Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit leisten Musliminnen und Muslime viel, um bei der aktuellen Herausforderung der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen unterstützend zu wirken. Diese Anstrengungen sollen durch die IGGÖ eine Bündelung von Ressourcen erfahren, auch um vernetzter vorzugehen. Die lang gehegte Vision einer muslimischen Einrichtung, die parallel zu Caritas und Diakonie wirkt, soll der Verwirklichung zugeführt werden.
In der Seelsorge bedarf die Krankenhausseelsorge, die ehrenamtlich geleistet wird, eines weiteren Ausbaus. In Haftanstalten ist die Seelsorge nicht nur eine Hilfestellung wieder zurück in ein geordnetes Leben zu finden. Zuletzt wirkt sie auch sehr effizient in der Prävention extremistischen Gedankenguts.
Innermuslimischer Austausch und Vernetzung:
Die neue Struktur der IGGÖ wird den Kontakt untereinander fördern. Eine Verstärkung des innermuslimischen Diskurses wird angestrebt. Dabei soll auch die Linie der Islamischen Glaubensgemeinschaft gefördert werden, weltoffen einen authentischen Islam in zeitgemäßer Auslegung zu leben, der in der Interpretation der religiösen Quellen an den Glaubensinhalten orientiert auch den jeweiligen Kontext im Blick hat. Denn es gehört zum Selbstverständnis des Islams vor dem Hintergrund geänderter Rahmenbedingungen neue Fragen zuzulassen und adäquate Antworten zu finden. Hierbei sollen auch die Imame unterstützt werden, auch mit einer Anhebung der sprachlichen Kompetenz, was die deutsche Sprache betrifft, um in Österreich diskursfähig zu sein.
Interreligiöser Dialog:
Auch hier sollen die guten Beziehungen weiter gepflegt werden. Im Bewusstsein, dass von Vertreter/innen der Religionsgemeinschaften wichtige Signale für ein respektvolles Zusammenleben und Wir-Gefühl in der Gesellschaft ausgehen können, sucht man hier nicht nur den Dialog der Worte, sondern auch des gemeinsamen Handelns.
In Österreich haben wir vielfach bereits erreicht, dass aus einem Nebeneinander ein Miteinander geworden ist. Wir streben an, dass daraus ein Füreinander entsteht!
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